Costa Rica zwischen Eco-Tourism und grünem Marketing

Costa Rica, die “kleine Schweiz” Mittelamerikas, ist eines der sichersten Reiseziele in den Tropen und Subtropen. Nichtzuletzt deshalb ist sie bei vielen Urlaubern aus Nordamerika und Europa bliebt. Das Land versteht es, sich im weltweiten Tourismus als Vorreiter im Ökotourismus zu positionieren. Doch obwohl zahlreiche Bemühungen zum Schutz der Ökosysteme und Artenvielfalt getan wurden, ist vieles auch Greenwashing. So zerteilt beispielsweise eine Autobahn einen der größten Nationalparks, Braulio Carillo. Die Autobahn verkürzt die Fahrtzeit an die Karibiküste, ist daher unabdingbar. Gleichzeitig sterben jedes Jahr tausende Tiere durch Unfälle mit Autos. Beispiele wie diese zeigen, dass nachhaltige Entwicklung und Wirtschaften mit Augenmaß geplant und bewertet werden müssen. Die zentrale Frage ist hierbei: wie kann Wirtschaftswachstum unter Erhaltung der natürlichen Ressourcen realisiert werden?
Medial viel diskutiert ist seit einiger Zeit der zunehmende CO²-Ausstoß, der maßgeblich zur Erderwärmung beiträgt. In der Diskussion um Klimawandel und nachhaltiges Reisen ist die Mobilität ein wichtiger Faktor. Auf meiner Reise von der Karibikküste durch die “Mesetra Central” im inneren des Landes zur Pazifikküste fiel mir deshalb eines immer wieder auf: die hohe Dichte an Autos auf den Straßen, selbst in kleineren Urlaubsorten, wie Cahuita an der Karabikküste. Gleichzeitig waren Busverbindungen unzuverlässig und wurden teils in sehr alten Gefährten durchgeführt – in einem wunderte ich mich z.B., dass ich plötzlich am Bein nass wurde – als ich bemerkte dass der Unterboden an meinem Sitz total durchgerostet war und ich durch das Loch auf die Achse und die Räder schauen konnte. Wir reisten fast ausschließlich mit dem Bus, bis uns aufgrund der umständlichen Busverbindungen und langen Fahrtzeiten nichts mehr übrig blieb, als ein Shuttle zu mieten. So sind viele Straßen auf der Insel Nicoya fast nur mit dem Jeep passierbar. Da wir auf einen Mietwagen verzichteten, dauerte die Fahrt vom Tortuguero Nationalpark bis zu unserer Destination La Fortuna fast zehn Stunden (die Fahrt mit dem Boot aus dem Nationalpark war dabei die kürzeste Strecke).
[googlemaps https://www.google.com/maps/embed?pb=!1m28!1m12!1m3!1d502351.3789944062!2d-84.35356687271508!3d10.372225854997508!2m3!1f0!2f0!3f0!3m2!1i1024!2i768!4f13.1!4m13!3e6!4m5!1s0x8fa7560928a2e741%3A0x7b7e58e66658b6eb!2sTortuguero%2C%20Lim%C3%B3n%20Province%2C%20Costa%20Rica!3m2!1d10.5424838!2d-83.5023552!4m5!1s0x8fa00c890660e999%3A0x69e3a87bd2572ce6!2sProvinz%20Alajuela%2C%20La%20Fortuna%2C%20Costa%20Rica!3m2!1d10.4678335!2d-84.64268059999999!5e0!3m2!1sde!2sde!4v1573218781162!5m2!1sde!2sde&w=600&h=450]Insgesamt scheint mir der Tourismus dort sehr auf die Bedürfnisse der amerikanischen Spaßtouristen ausgerichtet zu sein. Große Geländewagen – die man für manche Strecken auch durchaus braucht – gehören abseits der Hauptstadt San José durch aus zum Alltagsbild. Doch gerade diese Mobilität ist es doch, die neben großen Kraftwerken zur Wärme und Enerigeerzeugung einen großteil des CO²-Ausstoßes ausmachen. Für eine wirkliche CO²-Neutralität müsste das Land daher den ÖPNV stärker fördern und auf das Vermieten von SUVs verzichten. Trotz des amibitionierten Ziels, Costa Ricas in ein paar Jahren CO²-Neutral zu sein, habe ich noch keine Maßnahme gesehen, die den Verkehr reduzieren soll. Es bleibt also abzuwarten, wie das Land vor dem Hintergrund der immer wichtiger werdenden klimapolitischen Herausforderungen die vom Tourismus abhängende wirtschaftliche Entwicklung mit den eigenen Klimaschutzzielen in Einklang bringen wird.
Dieser Beitrag ist Teil einer Serie zum Thema Costa Rica. Es werden weitere Beiträge folgen, die auch mit aktuellen Daten arbeiten werden.