Warum Ich einen Verein zum Schutz der Korallen gegründet habe

Zu Jahresbeginn 2020 erfüllten wir uns den Traum einer Reise ins Zentrum des indopazifischen Korallendreiecks – nach “Raja Ampat” vor der Küste West-Papuas (Indonesien). Wir schnorchelten mit Schildkröten in fantastischen Korallengärten, sahen Wale und Delfine, ließen uns vom Geschrei von Kakadus und Hornbills wecken. Doch obwohl der Tourismus in Raja Ampat noch keine 20 Jahre alt ist, konnten wir aber an vielen Stellen den von Touristen hinterlassenen Müll zwischen den Korallen sehen. Hinzu kommt, dass die meisten Boote, die im Schutzgebiet unterwegs sind, keine Schmutzwassertanks haben. Beim Blick über die Reling unseres Liveaboards konnten wir Mantarochen und Riffhaie am Boot vorbeischwimmen sehen – und die Abwässer wenn jemand die Dusche oder das Klo benutzte.
Wir selbst waren schlecht darauf vorbereitet, hatten nur handelsübliches Shampoo dabei – was anderes gab es vor Ort auch gar nicht zu kaufen. Immerhin waren wir so ausgerüstet, uns mit Kleidung statt mit Sonnenmilch beim Schnorcheln vor der Sonne zu schützen – unsere europäischen Mitreisenden hatten auch das nicht. Der Tourismus hilft den Menschen vor Ort, neue Einkommensmöglichkeiten zu erschließen – was angesichts des weitgehenden Verbots des Fischfangs im Meeresschutzgebiet auch unbedingt notwendig ist, um unter der lokalen Bevölkerung Akzeptanz und Unterstützung für den Meeresschutz zu finden. Gleichsam ist absehbar, dass ein mehr an Tourismus die sensiblen Riffe von Raja Ampat bedroht – insbesondere wenn Mikroplastik aus Shampoos, Bleichmittel von Sonnencremes und Fäkalien direkt über den Korallen ins Meer eingetragen werden. Wenige Wochen nach unserer Rückkehr beschlossen wir, Kontakte zu Menschen vor Ort, denen ihre Umwelt am Herzen liegt, wieder aufleben zu lassen und in Leipzig den gemeinnützigen Verein “Reef Guardian” zu gründen, um Spenden zu sammeln und uns selbst durch Projekte vor Ort einzubringen.
Um Tourismus in Raja Ampat nachhaltiger zu gestalten, müssten die Liveaboards mit Tanks ausgestattet werden. Leider sind die Kosten dafür hoch, eine Nachrüstung in vielen Fällen technisch gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Wir selbst waren auf einem von Einheimischen betriebenen Boot unterwegs, dessen Eigentümer einen solchen Umbau nicht allein finanzieren könnte. Bis dahin hilft aber ein wenig, dass die Schiffe abseits der sensiblen Riffe ankern und diese nur mit Beibooten angefahren werden – woran sich aber während unseres Aufenthalts nicht alle hielten.
Ein zweiter Ansatzpunkt sind die Touristen selbst. Allein für den Flug nach Indonesien haben sie Hunderte Euro oder Dollar bezahlt, so dass es für sie finanziell ein Leichtes ist, ein teureres aber ökologisch unbedenkliches Shampoo an Bord zu nutzen. Wir haben die Vision, gemeinsam mit den Betreibern der Boote sowie der ufernahen Homestays ein solches Produkt anzubieten – ebenso wie Shirts und Hosen, um sich beim Schnorcheln statt mit schädlicher Sonnencreme vor der Sonne zu schützen. Hierfür möchten wir vor Ort ein soziales Unternehmen errichten und mit dem Erlös die gleichen Produkte der lokalen Bevölkerung so kostengünstig anbieten, dass auch sie sich den Umstieg auf ökologische Produkte leisten können. Mittelfristig würden wir uns wünschen, dass diese Produkte in West-Papua produziert werden – soweit möglich unter Nutzung lokaler Rohstoffe. Die Initiierung eines solchen sozialen Unternehmens ist das erste konkrete Projekt, was der von uns gegründete Verein Reef Guardian angehen wird.
Langfristig möchten wir mit unseren Partnern vor Ort gegenüber der Verwaltung des Meeresschutzgebiets darauf hinwirken, das Ankern von Liveaboards in besonders sensiblen Gebieten unter Strafe zu stellen bzw. nur noch Boote mit Tanks neu für Touren in Raja Ampat zuzulassen. Um notwendige Umbauten zu ermöglichen, möchten wir langfristig Mittel auftreiben, um Kleinunternehmen von Einheimischen finanziell dabei zu unterstützen.
Für den aktuell in Gründung befindlichen Verein haben wir eine Website eingerichtet. Dort steht auch, wie der Verein selbst und allgemein der Schutz von Korallenriffen unterstützt werden kann.
Schaut doch mal vorbei unter https://reef-guardian.de/ !